Eine Aussage im Vortrag von Casey Kreer, dass KI nicht für mehr Inklusion sorgt, weil KI ableistisch ist und das sich das auch nicht ändern lässt und technische Lösungen für digitale Barrierefreiheit zu entwickeln in die Hände von Menschen mit Behinderung gehört, bezieht, denke ich grundsätzlich auch das Beispiel vom FC St. Pauli mit ein.
Das soll jetzt nicht die Bestrebungen in Sachen Barrierefreiheit vom FC St. Pauli schmälern. Immerhin bietet der Verein die komplette Seite in Leichter Sprache an. Das ist nicht nur in der Fußballwelt, sondern in ganz Deutschland selten. Wenn ein Fußballverein, eine Organisation oder ein Amt Inhalte in Leichter Sprache auf seiner Homepage zur Verfügung stellt, sind das meistens ein paar wenige Seiten, die kaum einen Mehrwert oder Informationen bieten. Der Rest der Homepage bleibt verschlossen. Die Umsetzung beim FC St. Pauli ist konsequent und richtig und hat Vorbildcharakter.
Es ist natürlich auch toll, dass das Übersetzungstool allen zur Verfügung gestellt wird. Bräuchte der Verein ja nicht zu machen. Konsequent wäre es hier, wenn auch der voreingestellte Prompt, der als Grundlage für das Tool genutzt wird, veröffentlicht wird.
Was bei der Diskussion um die Nützlichkeit von KI in Bezug auf Barrierefreiheit meiner Meinung nach etwas zu kurz kommt: Es lässt sich sicher ausgiebig darüber diskutieren, welche Methoden zum Barriereabbau die besten sind. Wichtig finde ich aber auch nicht immer so weiterzumachen. Also Barrieren zu bauen, um dann zu überlegen, ob und wie man sie wieder abbauen kann. Also erst gar keine oder weniger Barrieren bauen, dann braucht man auch keine abzubauen, kann auch eine Option sein.
Ein bisschen Offtopic:
Mein Lieblingssatz in der oben verlinkten Nachricht / Spielbericht.
Das Spiel fand zwischen den beiden Toren statt.
Ich kenne den Originalsatz nicht, aber ich gehe davon aus, die KI hat das technisch korrekt übersetzt und der menschliche Korrekturleser den Satz auch für ok befunden. Ich kann mir auch vorstellen, was der ursprüngliche Verfasser hier eventuell ausdrücken wollte. Also zum Beispiel, dass es ein ausgeglichenes Spiel war oder die Mannschaften gleichstark waren oder das Spiel nicht überwiegend auf einer Spielhälfte stattfand. Steht allerdings so für sich alles nicht im Satz. Und so für sich hat dann der Satz gar keine Aussage, weil er auf jedes Fußballspiel zutrifft. Ich denke, hier werden KI und Mensch es immer schwer haben, ist doch der typische Fußballbericht voll von Phrasen, Floskeln und Übertreibungen. Mein Vorschlag an den FC St. Pauli und an Sportjournalisten. Den nächsten Spielbericht in Leichter Sprache verfassen. Dann wissen alle genau Bescheid, was los war. Später kann ja noch jemand eine Fußballübersetzung machen und die Phrasen, Floskeln und Übertreibungen in den Text einbringen, für diejenigen, die das lieber so mögen.